Gast: Julia Wenger, Psychologin, Coach und Projektleiterin
Dauer: 56:17
Gastbeitrag: Julia Wenger
Souveräner Umgang mit Diskriminierung will gelernt sein
Was andere früher im Leben lernen müssen, überrumpelte mich unerwartet mit dem wachsenden Schwangerschaftsbauch. Bis zu dem Zeitpunkt privilegiert und erfolgsverwöhnt behandelten mich gewisse Menschen bei der Arbeit plötzlich so, als wären mir Verstand und Ehrgeiz aufgrund meiner Fruchtbarkeit abhanden gekommen. Während meinem Kündigungsgespräch musste ich mir anhören, dass ich vielleicht ein schwieriges Kind bekommen würde und dann froh sein würde nicht zu arbeiten. Zur gleichen Zeit wurde der Kindsvater befördert. Bei ihm machte sich niemand Sorgen, ob sein Kind schwierig sein könnte. Ich habe auch die Frage gestellt bekomme, ob ich meinen Job überhaupt mag. Weil ich die Frechheit besessen hatte, schwanger zu werden, was nun wirklich nullkommanichts miteinander zu tun hat.
In solchen Situationen helfen weder Selbstmitleid noch Wutausbrüche. Es braucht den Mut, sich unbeliebt zu machen und klare Worte.
Vereinbarkeit ist ein alltäglicher Kampf
Vor meinem ersten Kind war mein Leben unter Kontrolle. Ich konnte Probleme in Ruhe durchdenken, mir Ziele setzen und meine nächsten Schritte planen. Mutter zu sein war hingegen die pure Überforderung. Ich gebe zu, dass ich meiner Hebamme weinend am Telefon gesagt habe, dass ich mein Baby gern wieder zurückgeben würde. Plötzlich war ich mehrheitlich ans Haus gebunden, ohne Ruhepausen sowie ständigen Unterbrechungen meiner Tätigkeiten und kein Ende war in Sicht. Planbar war rein gar nichts mehr. Auch als ich wieder arbeitete, wurde schnell klar: Mit Kindern macht das Unvorhergesehene jedem schönen Gedankenkonstrukt einen Strich durch die Rechnung. Es gibt sie nicht, die optimale Lösung. Die Familien-, Berufs- und Betreuungssituation ist ein konstanter Aushandlungs- und Anpassungsprozess. Ich habe mich daran gewöhnt und gelernt, die Schönheit in diesem Alltag zu sehen. Die Kontrollillusion ist ein Nebeneffekt unserer Leistungsgesellschaft. Das echte Leben sieht anders aus.
Als nützlich hat sich erwiesen, die eigene Flexibilität zu trainieren und Prioritäten zu setzen (allerdings nur für die unmittelbarste Zukunft).
Die inneren Herausforderungen sind viel grösser als die Äusseren
Dass die Krippenplatzsuche genug früh angepackt werden soll, weiss jede werdende Mutter. Für alle möglichen weiteren spezifischen Herausforderungen (Babyeinkauf, Rechte von Schwangeren und Stillenden am Arbeitsplatz, Kinderkrankheiten usw.) gibt es Ratgeber und Fachpersonen.
Völlig unvorbereitet war ich hingegen auf die inneren Prozesse. Die Werbungen und Geschichten lügen. Als Mutter ist man nicht plötzlich erfüllt, liebend und hingebungsvoll. Im Gegenteil, Kinder sind unsere Spiegel und konfrontieren uns im höchsten Mass mit uns selbst. Insbesondere mit unserer eigenen Familiengeschichte und unseren ungeliebten Mustern. Dazu kommt eine ganze Menge an ungewohnten heftigen Emotionen.
Kaum jemand bedankte sich für meine Leistungen. Viele kümmerten sich um meine Kinder, doch kaum jemand kümmerte sich um mich. Gleichzeitig hatten viele eine Meinung über mich, z.B. darüber wie viel ich arbeite oder wie ich mit meinen Kindern umgehe. Das schlechte Gewissen wurde ein enger Begleiter. So lange bis ich gelernt hatte, dass ich mich um mich selbst kümmern darf und muss.
Das heisst, es ist nötig den alten Mist aufzuräumen und die eigenen Bedürfnisse zu kennen und dafür einzustehen.
Ich bin ein Badass
Ich kann so viel mehr und bin so viel stärker als ich jemals gedacht hätte. Was ich noch nicht kann, kann ich lernen. Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Wenn ich meiner Intuition traue, mache ich genau das Richtige. Ich bin die Hauptperson in meinem Leben, das so unendlich vielseitig und bunt ist.
Erfahre mehr über Julia Wenger und Ihre Arbeit auf Ihrer Website: julia-wenger.com
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