Gäste: Jana Schmid, Co-Präsidentin von Endo-Help & Ivo Fähnle, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe im Spital Sursee Dauer: 49:15
Alle unkontrollierten Bewegungen lösten Bauchkrämpfe aus. Als würde jemand mit einem Messer reinstechen.
Zitat von Jessica in der SRF-Dok über Endometriose
(Beitrag von womensguide)
Ich erinnere mich noch als ob es gestern war. Diese Schmerzen. Diese Schmerzen sind so stark und tief, dass ich sie wohl nie mehr vergessen werde.
Vor gut vier Jahren war ich in Winterthur an einer Yogaausbildung. Ich wusste, dass ich an diesem Wochenende meine Menstruation bekommen werde. Ich war ausgerüstet mit allen möglichen Hygieneartikeln, aber leider hatte ich meine Schmerzmittel vergessen. Ein grosser Fehler, wie sich später herausstellte.
Am Morgen ging es mir noch gut. Ich spürte zwar ein Ziehen im Unterbauch und hoffte, dass es dabei bleiben würde. Leider wurde das Ziehen aber immer stärker, so dass ich während der Yogastunde auf die Toilette musste. Die Schmerzen wurden schlagartig intensiver. Ich sass auf dem kalten Toilettenboden mit dem Kopf über Toilettenschüssel. Uff, war mich übel vor Schmerzen. Ich redete mir immer noch ein, dass es bestimmt nur eine kurze Episode sein würde und es bald wieder vorbeigehen wird. Ich ging zurück in den Yogaunterreicht und machte mit schmerzverzerrtem Gesicht die Entspannungsübungen weiter. Klingt etwas ironisch und absurd, ist es auch, aber meine Hoffnung, dass es bald vorübergehen würde, war einfach zu gross. Endlich war die Yogastunde vorbei und ich suchte sogleich die nächste Apotheke auf. Auf dem Weg dahin musste ich mich dreimal an eine Wand anlehnen, weil ich fast in Ohnmacht fiel. Es war mir so peinlich. Ich habe mich so geschämt meinen Körper nicht mehr kontrollieren zu können. Endlich – die Apotheke war in Sichtweite. In der Apotheke angelangt, hielt ich mich am Tresen fest und versucht möglichst gerade dazustehen und zu erklären, dass ich ein starkes Schmerzmittel gegen Menstruationsschmerzen benötige. Die Apothekerin besorgte mir schnell ein Medikament, welches ich umgehend einnahm. Es war aber schon zu spät. Die Schmerzen waren unterdessen so stark, dass ich eine öffentliche Toilette aufsuchen musste und mich dort übergab. Anschliessend legte ich mich auf eine Parkbank und dachte – zum Glück ist Sommer und es regnet nicht! Sobald ich mich etwas erholt hatte, nahm ich erneut ein Schmerzmittel ein und dann endlich verbesserte sich mein Zustand langsam.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass es eigentlich keine Menstruationsbeschwerden waren, welche mich plagten. Ich wurde mit Endometriose diagnostiziert. Eine der häufigsten Frauenkrankheiten in der Schweiz (6 bis 10% leiden an dieser Erkrankung). Viele Frauen erhalten lange keine korrekte Diagnose. Oft wird den Frauen sogar gesagt, dass diese Schmerzen eine psychische Ursache haben oder, dass Menstruationsschmerzen eben normal sind. Das ist ein grosses Problem und für viele Frauen, welche ähnliche Erfahrung aufgrund der Erkrankung gemacht haben wie ich selbst, einfach nicht haltbar. Deshalb haben wir mit dem Verein endo-help und einem Gynäkologen ein Interview zu diesem Tabuthema gemacht. Wir wollen dazu beitragen, dass Endometriose ein Begriff wird, welcher jede Frau kennt und weiss, welche Möglichkeiten es gibt diese Krankheit zu therapieren.
Ich hatte das Glück immer in guten Händen zu sein und eine schnelle Diagnose zu erhalten. Meine Therapie hat schliesslich auch gut angeschlagen und ich krümme mich seither nicht mehr auf kalten Böden in öffentlichen Toiletten. Das wünsche ich jeder anderen Frau, welche Endometriose hat auch. Viel Spass beim Podcast mit Jana Schmid, Co-Präsidentin von endo-help und Ivo Fähnle, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe im Spital Sursee.
Weiterführende Informationen findest du auf Webseite von Endo-Help und hier kannst du dir das Video “Was ist Endometriose” von Ivo Fähnle anschauen
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