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Die Sportlerin: Das erste Schweizer Frauensport-Magazin
Gast: Fabian Ruch, Gründer und Redaktionsleiter der Sportlerin
Dauer: 38:49
Auszug eines Artikels aus dem Magazin Nr. 4 (Oktober 2021)
«Niemand sagt Frauenleichtathletik oder Frauentennis.»
Alexandra Szarvas
Von Mämä Sykora und Fabian Ruch über den Kulturwandel im Fussball
Der Frauenfussball ist auch in der Schweiz auf dem Vormarsch – und möchte nicht mehr Frauenfussball genannt werden. Statt auf Abgrenzung von den Männern setzt man heute auf Austausch und Annäherung in allen Bereichen – auf den Coachingbänken, bei der Taktik und in den Führungsriegen.
Heliane Canepa sitzt im Privatbüro am Schanzengraben mitten in Zürich und ist im Element. Das Thema Frauenfussball liegt ihr am Herzen, sie investiert viel Zeit, Leidenschaft und Geld, um den Frauen beim FC Zürich allerbeste Bedingungen zur Verfügung zu stellen. Die Frau des FCZ-Präsidenten Ancillo Canepa hat sich auch stark dafür eingesetzt, dass die Frauen auf der modernen Trainingsanlage «Home of FCZ» im Heerenschürli, die in ein paar Monaten eröffnet wird, von der gesamten Infrastruktur profitieren können. «Die Frauenabteilung ist für den Klub sehr wichtig», sagt sie. «Ich träume davon, dass unsere Frauen irgendwann einen ähnlichen Stellenwert wie unsere Männer haben.»
Womöglich bleibt dieser Traum eine Utopie – selbst wenn sich auch in der Schweiz nicht nur beim FCZ einiges bewegt. Aber der Frauenfussball fristet immer noch ein Dasein in der Nische, was im Grunde genommen schon mit dem Namen beginnt. «Niemand sagt Frauenleichtathletik oder Frauentennis», sagt Alexandra Szarvas. «Es ist doch einfach Fussball, wie bei den Männern auch.» Szarvas ist Ungarin, spielte unter anderem für Ferencvaros, Bayern München und den FC Basel. Nach ihrer Aktivzeit blieb sie in der Schweiz und lancierte eine Trainerkarriere. Aktuell trainiert sie bei YB die männlichen U14-Junioren, im U16/U17-Nationalteam der Frauen ist sie Assistentin. «Fussball ist ein grosser Teil meines Lebens», sagt die 28-Jährige. «Und es ist mir wichtig, dass man keine Unterschiede mehr zwischen Männern und Frauen macht.»
Als dem Frauenfussball hierzulande die ersten Häppchen medialer Aufmerksamkeit zuteilwurden, dauerte es nicht lange, bis ebendiese Unterschiede das dominierende Thema wurden. Wohl auch um den ständigen Vergleichen zu entgehen, forderten einige Fussballerinnen, man müsse ihren Fussball als eigene Sportart anschauen. In die gleiche Kerbe schlugen jene Beobachter, die davon schwärmten, wie viel technischer und weniger kampfbetont die Partien gegenüber jenen der Männer seien, obwohl die Frauen nicht über die bessere Technik verfügten – sie kam höchstens besser zum Tragen.
Seitenwechsel auf der Bank
Heute will niemand mehr den Frauenfussball als eigene Sportart sehen. Diskussionen über gewisse Anpassungen bei den Regeln – verkürzte Spieldauer, leichterer Ball – laufen zwar weiterhin, ansonsten hat aber ein Sinneswandel stattgefunden. Zusammenlegen statt Separieren heisst die Devise. «Wenn ich Trainings leite, behandle ich Jungs und Mädchen gleich», sagt Szarvas. «Sie spielen Fussball, da gibt es bei der taktischen und technischen Ausbildung keine Unterschiede.» Es sei nicht so, dass bei den Buben etwa mehr Wert auf Zweikämpfe gelegt werde, Trainingsaufbau, Ansprachen, Analysen seien gleich. Auch Rahel Grand, ehemalige Nationalspielerin, betont, dass der Frauenfussball keineswegs eine eigene Sportart sei. Die 37-jährige Walliserin engagiert sich seit Langem als Trainerin, ist ebenfalls bei YB und dort unter anderem für die U13-Junioren zuständig. Sie sagt, es sei wichtig, dass eine stärkere Vermischung stattfinde. Daraus ergebe sich ein Mehrwert. «Es muss normal werden, dass Frauen Männerteams trainieren und umgekehrt.» In der Schule würden Buben schliesslich auch von Lehrerinnen unterrichtet.
Wie häufig Trainerinnen und Trainer mittlerweile «die Seiten wechseln», zeigt ein Blick auf die Bänke der Women’s Super League: Ex-Thun-Profi Selver Hodzic trainierte die Junioren des FC Luzern und anschliessend die Männer des SC Buochs, nun coacht er die Frauen des FC Aarau. Beim FC St.Gallen- Staad steht Ex-Fussballerin Marisa Wunderlin an der Linie, die zuletzt das Athletiktraining der Männer vom SC Kriens leitete. Bei GC coacht neben Theresa Merk auch Sascha Müller, der zuvor für die männliche U16 zuständig war. Bezüglich Technik und Taktik ist Rahel Grand der Ansicht, dass man keine Differenzierung vornehmen solle. «Dieselben Spielzüge werden bei Männern wie Frauen einstudiert. Und das Pressing funktioniert überall gleich, das Abwehrverhalten ist nicht anders.»
Dass trotz der physischen Unterschiede keine taktischen Anpassungen nötig seien, dem stimmt Nora Häuptle «zu drei Vierteln» zu. Die ehemalige Nationalspielerin trainierte zuletzt den SC Sand in der Bundesliga. Frauen würden zwar in einem Spiel gleich viel laufen wie Männer, aber weniger Distanz mit Höchstgeschwindigkeit, und diese sei physiognomisch gegeben tiefer. Das habe natürlich Auswirkungen auf das Spiel. Um auf das Beispiel des Pressings zurückzukommen, sagt Häuptle: «Verteidigerinnen haben zwar etwas mehr Zeit, aber wenn sie unter Druck der Torhüterin zurückspielen, kann diese den Ball nicht wie die Männer 70 Meter weit wegschlagen.» Dieses Wissen habe natürlich Einfluss darauf, wie sich ein Team positioniere. […..]
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