«The menstrual cycle is not the problem – rather, it’s a culture that says women should be a certain way and not another.»

Alexandra Pope & Sjanie Hugo Wurlitzer (2017)

Wie dich dein Zyklus im Berufsalltag unterstützen kann

Wie gut kennst du eigentlich deinen eigenen Menstruationszyklus? Und wie ist deine Einstellung zu diesem Thema? Freust du dich jeden Monat darauf oder graut es dir nur schon bei dem Gedanken daran, dass «es» bald wieder soweit ist?

Wir laden dich hiermit ein, deinen Menstruationszyklus besser kennen zu lernen und damit zu arbeiten, damit du deine volle Power entfalten kannst!

Es ist unbestritten, dass unser Zyklus uns auf verschiedenen Ebenen beeinflusst (psychisch, physisch und seelisch). Zudem menstruieren wir Frauen in unserem Leben über einen Zeitraum von durchschnittlich 30 Jahren. Aus unserer Sicht lohnt es sich deshalb, den weiblichen Zyklus besser zu verstehen, schliesslich begleitet er uns Frauen ca. einen Drittel unseres Lebens.

Viele Frauen nehmen ihre Menstruation und den weiblichen Zyklus oft als Handicap wahr, verbinden es mit emotionaler Instabilität oder haben sogar Schmerzen. In vielen Ländern der Welt ist die Menstruation nach wie vor ein Tabuthema oder zumindest eines, worüber man nicht gerne spricht, schon gar nicht im beruflichen Umfeld! Wenige von uns freuen sich auf den monatlichen Besuch von «Tante Rosa» und viele von uns haben nicht einmal eine «natürliche» Menstruation, weil sie eine hormonelle Verhütung benutzen. Immer mehr Frauen verstehen, wie wichtig es ist, den weiblichen Zyklus als Chance zu sehen und ihren Alltag danach auszurichten. Zudem war es noch nie so einfach wie heute seinen eigenen Zyklus zu beobachten. Es gibt unzählige Apps und Vorlagen, mit welchen du deinen Zyklus tracken kannst und es ganz einfach wird, zu verstehen, in welcher Phase du dich gerade befindest

Im vorliegenden Blogeintrag lernst du

… die vier Phasen des Menstruationszyklus kennen,
… was Menstruationszyklus-Bewusstsein bedeutet,
… was zyklisches Arbeiten ist und
… wie du die Phasen im beruflichen Alltag nutzen kannst.

Disclaimer! Unser Input ersetzt allerdings nicht eine medizinische Abklärung, wenn du z.B. von starkem prämenstruellen Symptomen, einer Endometriose oder sonstigen Erkrankungen im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus betroffen bist. In diesen Fällen raten wir dir einen Arzt/eine Ärztin aufzusuchen.

Der weibliche Zyklus

Im Normallfall dauert ein weiblicher Zyklus zwischen 21 – 35 Tage und er beginnt immer mit dem ersten Tag der Blutung. Der weibliche Zyklus wird durch das Zusammenspiel der Hormone gesteuert und kann in vier Phasen eingeteilt werden:

1. Phase – Menstruationsphase (Regelblutung)

Diese Phase beginnt mit dem ersten Tag der Regelblutung oder Periode und tritt bei einer jungen Frau zum ersten Mal zu Beginn der Pubertät ein. Die allererste Blutung wird auch Menarche genannt. Eine gesunde Regelblutung dauert rund 4 – 7 Tage. In dieser Zeit wird die alte Gebärmutterschleimhaut abgestossen und als Menstruationsblut ausgeschieden

2. Phase – Follikelphase

Die Menstruation ist nun vorbei und der Körper bereitet sich auf den Eisprung vor. Das Östrogenlevel steigt in dieser Phase kontinuierlich an. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut wiederaufgebaut wird, in der sich – im Falle einer Befruchtung – ein Ei einnisten kann.

3. Phase – Ovulationsphase (Eisprung)

Der Eisprung findet nur bei Frauen statt, welche keine hormonellen Verhütungsmittel einnehmen oder nicht bereits schwanger sind. Kurz vor dem Eisprung ist das Östrogenlevel am höchsten. Beim Eisprung selbst verlässt die voll ausgereifte Eizelle den Eierstock und wandert über den Eileiter in die Gebärmutter. Im Normallfall findet der Eisprung in der Zyklushälfte (ca. am 14. Tag) statt.

4. Phase – Lutealphase (Gelbkörperphase)

Nach dem Eisprung beginnt die Lutealphase, in welcher das Progesteronlevel ansteigt. Das Progesteron sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut aufrecht erhalten bleibt und die Eizelle in Richtung Gebärmutter wandert. Das Östrogenlevel nimmt in dieser Phase wieder etwas ab. Kommt es zu einer Befruchtung, wird weiterhin Progesteron ausgeschüttet, damit sich das befruchtete Ei einnisten kann. Kommt es hingegen zu keiner Befruchtung, wird das Hormon Progesteron nicht weiter ausgeschüttet und die Gebärmutterschleimhaut stirbt langsam ab, was in der Menstruationsblutung endet.

An dieser Stelle soll nochmals erwähnt sein, dass diese Darstellung und Beschreibung eine starke Vereinfachung des Zusammenspiels der Hormone sowie der komplexen Abläufe im weiblichen Körper sind. In diesem Blogeintrag geht es uns viel mehr darum dich einzuladen eine neue Perspektive auf deinen Menstruationszyklus zu erhalten und aufzuzeigen, wie du die vier Phasen nutzen kannst, um deine Energie besser einzuteilen und Vorteile daraus zu ziehen.

Menstruationszyklus-Bewusstsein

Unsere Arbeitswelt ist sehr auf das männliche Geschlecht ausgerichtet. Am besten man erbringt jeden Tag die genau selbe (Hoch)-Leistung – im 24h-Rhythmus. Dabei ist es gar nicht notwendig, dass Frauen die Arbeitsweise der Männer imitieren, um ihre Bestleistung im Beruf abzurufen. Im Gegenteil, die Frau hat dank ihrem 28-Tage-Zyklus einen eigenen Energierhythmus, welchen sie nutzen kann, um ihre volle Power effektiv einzusetzen. Das Vier-Phasen-Modell, welches sich an die vier Jahreszeiten anlehnt, ist ein mögliches Modell, die Energien des weiblichen Zyklus bewusster zu nutzen. Wir laden dich nun ein, ein besseres Bewusstsein für diese Phasen zu entwickeln, damit du deine Superkräfte voll zum Ausdruck bringen kannst.

Bevor wir jedoch beginnen die Energien unserer Zyklusphasen genauer zu beschreiben, schlagen wir vor, dass du überhaupt erst einmal ein besseres Bewusstsein für deinen Zyklus entwickelst. Jede vierte Frau in der Schweiz zwischen 15 und 49 Jahren verhütet mit der «Pille» hormonell und hat somit gar keinen natürlichen Zyklus, wie er oben beschrieben wurde. Die Einnahme der Hormone verhindern den Eisprung. Nur weil du verhütest und keinen natürlich Zyklus erlebst, heisst das aber nicht, dass du nicht ein Bewusstsein für deinen Zyklus schaffen und damit arbeiten kannst. Frauen, die hormonell verhüten und sogar Männer, welche keinen Menstruationszyklus haben, können zum Beispiel die Mondphasen nutzen, um ihr Energiemanagement zu verbessern.

Das Menstruationszyklus-Bewusstsein ist ein Begriff, der insbesondere von den Gründerinnen der Red School geprägt ist und ein wichtiges Achtsamkeits-Tool für Frauen sein kann. Um deinen Zyklus besser kennen zu lernen und dafür ein Bewusstsein zu entwickeln, laden wir dich ein mit dem Start deiner nächsten Regelblutung ein Menstruations-Chart zu führen oder eine der vielen tollen Apps (siehe Empfehlung unter Quelle und weiterführenden Links), die den weiblichen Zyklus tracken, zu nutzen.

Idealerweise nimmst du dir jeden Tag fünf Minuten Zeit zu notieren, wie dein Energielevel war und welche Gefühle dominant waren an diesem Tag. Mit einem wachsenden Menstruations-zyklus-Bewusstsein kannst du mit jedem Zyklus deinem wahren Selbst etwas näherkommen und deiner Authentizität mehr Ausdruck verleihen. Je mehr du deinen Zyklus verstehst, desto besser kannst du mit den vier Phasen – sprich zyklisch – arbeiten.

Zyklisches Arbeiten

Zyklisches Arbeiten bedeutet, dass du deine Arbeit deinem Zyklus anpasst und du dir die Kraft jeder einzelnen Phase zu Nutze machst. Dafür verbinden wir die natürlichen Menstruationsphasen mit unseren weiblichen Energiephasen und haben dafür aus diversen Quellen und Büchern praktische Tipps für jede Phase zusammengestellt. Das Wichtigste dabei ist jedoch, dass du auf deinen Körper hörst, deinen ganz persönlichen Werkzeugkasten zusammenstellst und selbst ausprobierst, was am besten für dich ist.

Menstruationsphase: der Winter / das Reflexions- & Intuitionshoch bei Leermond

Wie im Winter sich die Natur im Ruhemodus befindet, so ist auch unser innerer Winter die Phase des Loslassens, der Reflexion und des sozialen Rückzuges. Das physische Energielevel ist im Vergleich zu den anderen Phasen etwas tiefer und deshalb ist diese Zeit dafür da, sich Zeit für sich zu nehmen, in sich zu gehen, z.B. zu meditieren, und nicht zu viel zu unternehmen. Für den Beruf bedeutet dies, Arbeiten zu tätigen, welche alleine und unter höchster Konzentration ausgeführt werden sollten. Für diese Phase kannst du dir z.B. Zeitfenster im Outlook-Kalender blockieren, damit nicht zu viele Meetings oder interaktive Tätigkeiten in diese Phase fallen.

Fragen, welche du dir in dieser Phase stellen kannst:

• Was läuft in meiner Arbeit gut oder weniger gut?
• Mit wem arbeite ich gerne zusammen?
• Welche Ziele möchte ich im nächsten Monat realisieren? Wer kann mich dabei unterstützen?
• Was braucht mein Körper, mein Geist und meine Seele, um sich wohlzufühlen?

Follikelphase: der Frühling / das Kreativitätshoch bei zunehmendem Mond

Wie im Frühling blühst du hier so richtig auf und sprudelst vor Kreativität und Energie. Der innere Frühling ist eine gute Zeit, um neue Projekte zu planen und zu starten sowie mit Kollegen und Kolleginnen zu brainstormen und neue Ideen

und Lösungen zu entwickeln. In dieser Phase solltest du dich in erster Linie nicht auf Resultate und Ergebnisse konzentrieren, da sonst die Leichtigkeit und das Potential neuer Möglichkeiten gleich wieder stillgelegt wird.

Fragen, welche du dir in dieser Phase stellen kannst:

• Wie sieht die ideale Umsetzung meines Projektes/Geschäfts aus? (dream big!)
• Wie würde ich ein bestehendes Problem lösen, wenn weder Geld, Personal noch die Deadline eine Rolle spielt?
• In welche Arbeiten kann ich noch mehr Spontanität und Verspieltheit hineinbringen, um neue Lösungsansätze zu generieren? 

Ovulationsphase: der Sommer / das Kommunikationshoch bei Vollmond

Der Sommer ist Fülle pur, die Natur erstrahlt in ihrer vollen Kraft und so sind auch wir Frauen in dieser Phase auf der Spitze unseres Energielevels angelangt. Während des inneren Sommers dominiert das Gefühl «alles ist möglich» und wir fühlen uns attraktiv. Es fällt uns leicht auf andere Menschen zuzugehen und wir sind gerne unterwegs. Das ist die ideale Phase, um deinen lang geplanten Pitch zu präsentieren, wichtige Verhandlungen (z.B. über deinen Lohn) zu   führen oder schwierige Gespräche in Angriff zu nehmen.

Fragen, welche du dir in dieser Phase stellen kannst:

• Für was oder wen möchtest du dieses hohe Energielevel einsetzen?
• Wem könnte ich unter die Arme greifen und meine Unterstützung anbieten?
• Welche Botschaft möchte ich in die Welt tragen?
• Wie kann ich mein Selbstmarketing optimieren? Wie möchte ich mich selbst vermarkten und wie möchte ich das kommunizieren?

Lutealphase: der Herbst / das Umsetzungshoch bei abnehmendem Mond

Jeder Sommer geht einmal zu Ende und mündet im Herbst. Der innere Herbst ist für viele Frauen anspruchsvoll, denn erst gerade rastest du noch mit 120km/h über die Autobahn (resp. durch den Alltag) und hast alles mit Leichtigkeit erledigt und prompt wird die innere Kritikerin lauter und das Energielevel nimmt wieder ab. Diese Zeit eignet sich sehr gut, um Projekte abzuschliessen und dich auf detailgetreue Aufgaben (z.B. administrative Aufgaben und Buchhaltung) zu konzentrieren. In dieser Zeit ist Frau sehr produktiv und feinfühlig.

Fragen, welche du dir in dieser Phase stellen kannst:

• Zwischen welchen Aufgaben / Projekten kann ich mir Pausen verschaffen, um auch anzuerkennen was ich bereits geleistet habe?
• Bei welchen Anfragen kann ich «nein» sagen, damit ich voller Konzentration an meinen wichtigen Arbeiten / Projekten arbeiten kann?
• Welche Aufgabe / welches Projekt möchte ich abschliessen?
• Wie zufrieden bin ich mit meiner Arbeit? Gibt es evtl. sogar Möglichkeiten Feedback von Drittpersonen einzuholen?

Wir hoffen, dich mit diesem Input inspiriert zu haben, dein Menstruationszyklus-Bewusstsein zu stärken und vermehrt zyklisch zu arbeiten. Behalte dabei im Hinterkopf, dass ein Wechsel vom bisherigen Berufsalltag zum zyklischen Arbeiten nicht von heute auf morgen geschieht und gib dir auch etwas Zeit deine Phasen zu erkunden und zu lernen, wie du diese optimal einsetzen kannst. Ausserdem ist uns bewusst, dass es nicht jede Arbeit und jedes Anstellungsverhältnis zulässt zyklisches Arbeiten 100% umzusetzen. Allerdings reicht es gemäss Kate Northrup bereits, 20–25% deiner Arbeit deinem Zyklus anzupassen, damit du mehr Energie verspürst und weniger gestresst bist. Wir finden, dass sich das allemal lohnt, denn die vier Phasen wiederholen sich sowieso jeden Monat wieder. Es liegt also an dir, ob du dir diese zu Nutzen machst. Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Freude beim zyklischen Arbeiten und sind gespannt auf dein Feedback auf social media oder per Email auf info@womensguide.ch

Informiere dich weiter:

Hendrickson-Jack, Lisa. http://fertilityfriday.com/

Lister, Lisa. https://lisalister.com/codered

Red School. https://redschool.net/

Quellen

Engelsing, Dr. Maria (2018). Flower Power. Zyklus in Balance. Mit Pflanzenwissen natürlich Frau sein. Tag für Tag im eigenen Rhythmus.  GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH.

Gaede, Isabelle (8. Januar 2020). Die fünf besten Zyklus Apps: https://praxistipps.chip.de/die-5-besten-zyklus-apps_109219, abgerufen am 04. April 2020.

Kleen, Heike (2018). https://www.cosmopolitan.de/erfolg-im-job-aufgepasst-so-nutzt-du-deinen-zyklus-fuer-die-karriere-82660.html, abgerufen am 14. April 2020.

Maier, Sabine (2017). Das Buch der Tage. Ein Tagebuch für Frauen. Wundergarten Verlag. Wien.

Matthiessen, Maxie. Femna Health: Menstruationszyklus – der weibliche Zyklus kurz erklärt. https://femna.de/zykluswissen-der-zyklus-und-die-weibliche-menstruation-kurz-erklaert/, abgerufen am 13. April 2020.

Mysoor, Alexandra (2018). https://www.forbes.com/sites/alexandramysoor/2018/05/10/how-women-can-use-monthly-periods-as-a-productivity-tool/?fbclid=IwAR2cW04sxHCQ0e0UJTgQK2R6PIOS8_2OM35mOp8ood-Bhd0bRBA7seVTKp4, abgerufen am 02. April 2020.

Northrup, Kate (2019). Do Less. A Revolutionary Approach to Time and Energy Management for Busy Mums. Hay House, USA.

Pope, Alexandra & Hugo Wurlitzer, Sjanie (2017). Wild Power. Discovering the Magic of Your Menstrual Cycle and Awaken the Feminine Path to Power. Hay House UK Ltd. London. (Dieses Buch ist auch auf Deutsch verfügbar) siehe auch the Red School: https://redschool.net/.

Scharfenberg, Dr. Janna (7. August 2018). Der weibliche Zyklus – ganzheitlich & ayurvedisch erklärt: https://drjannascharfenberg.com/weiblicher-zyklus-podcast/

Scharfenberg, Dr. Janna (7. August 2018). https://drjannascharfenberg.com/wp-content/uploads/2018/08/Menstruationszyklus_IGH.pdf, abgerufen am 14. April 2020.

Schweizerisches Observatorium (2017). Medienmitteilung zum Schweizerischen Verhütungsbericht: https://www.obsan.admin.ch/sites/default/files/publications/2017schweizerischer-verhuetungsbericht//mm_schweizerischer_verhuetungsbericht_d_2017_06_23.pdf, abgerufen am 14. April 2020.

Womblessing (30 März 2018). Zyklische Superkräfte im Arbeitsleben. https://wombblessing.wordpress.com/2018/03/30/zyklische-superkrafte-im-arbeitsleben/, abgerufen am 13. April 2020.