Gast: Susanne Strässle, Dein neues Jetzt, Coachin Dauer: 54:16
«When nothing is sure, everything is possible.»
Margaret Drabble
Gastbeitrag: Susanne Strässle, Dein neues Jetzt
Warum erschüttern uns Trennungen in den Grundfesten? In welchen Phasen läuft eine Trennung ab? Und wie kann ausgerechnet aus der Trennung eine wertvolle Zeit fürs Leben werden?
Trennung, eine gesellschaftliche Errungenschaft
Vor vielen Jahren fragte ich meinen damaligen Freund in einer romantischen Anwandlung: „Denkst du, wir werden für immer zusammenbleiben?“ Er antwortete: „Es gibt zwei Arten, wie unsere Beziehung enden kann. Entweder einer von uns stirbt oder wir trennen uns. Was denkst du ist wahrscheinlicher?“ Es war klar, was er meinte, wir waren 25 und hatten nicht vor zu sterben. Das war scharf analysiert, doch so viel Realismus verträgt sich schlecht mit der Liebe. Es gehört zum Wesen der Liebe, dass sie glaubt, ewig zu währen. Und das ist auch gut so.
Dennoch leben wir in einer Gesellschaft, in der Beziehungen häufig auseinander gehen, ja auseinander gehen dürfen. Es ist dies eine soziale Errungenschaft: Dass niemand aus rechtlichen oder religiösen Gründen verpflichtet ist, mit einem anderen Menschen zu leben, wenn er das nicht möchte. Dass, anders als noch vor wenigen Jahrzehnten, sich viel mehr – wenn auch nicht alle – Frauen eine Trennung überhaupt „leisten“ können. Dass eine Trennung nicht mehr mit sozialer Ächtung einhergeht. Und nicht zuletzt leben wir in einer Gesellschaft, in der die meisten Menschen die Vorstellung unerträglich finden, dass jemand mit ihnen zusammen ist, der das gar nicht möchte. Wir bestehen auf ehrlichen Gefühlen. Und auch das kann Trennung bedeuten.
Trennung, ein multipler Verlust
Trennungen gehören zu unserem Leben, weil wir mit dem Wagnis Beziehung, auch das Risiko der Trennung auf uns nehmen. Und doch macht dieses Wissen sie kein bisschen leichter. Eine Trennung ist für jene, die verlassen werden, eine schwere Krise, manchmal eine regelrecht traumatische Erfahrung. Zwar durchlaufen beide den Prozess der Trennung, aber derjenige, der geht, hat für sich schon viel Vorarbeit geleistet; er ist dem Partner oder der Partnerin weit voraus. Und: Wer geht, hat gewählt, während die andere Person gezwungen ist, das zu akzeptieren. Ein Umstand, an dem Verlassene oft schwer tragen.
Was Trennungen so einschneidend macht, ist der vielfältige Verlust. Denn geht eine Beziehung auseinander, bricht – wortwörtlich – eine ganze Welt zusammen. Wir verlieren durch die Trennung den Partner und die mit ihm geteilte Intimität. Aber wir verlieren noch viel mehr: unser Selbstverständnis dessen, wo wir „hingehören“. Den Status als Partnerin, und überhaupt den Status als „in Partnerschaft lebend“. Wir verlieren die Gewissheit, nicht allein und der wichtigste Mensch für einen anderen Menschen zu sein. Wir verlieren unsere erwartete Zukunft. Ja, wir verlieren einen Teil unserer bisherigen Identität. Ganz zu schweigen von etwaigen finanziellen Sicherheiten, unserem Zuhause, der Selbstverständlichkeit unsere Kinder immer um uns zu haben und unserem gemeinsamen Freundes- und Bekanntenkreis.
Trennung, schrecklich und wertvoll zugleich?
Wenn eine Trennung so viel Schmerz und Verlust mit sich bringt, ist es da nicht zynisch, gleichzeitig davon zu sprechen, dass diese Erfahrung auch wertvoll sein kann? Ist nicht vielmehr das Wertvolle soeben zu Ende gegangen?
Eine Trennung ist gewiss nichts Erstrebenswertes. Ein Paar tut gut daran, seine Beziehung nicht vorschnell aufzugeben, gemeinsam zu reifen und Krisen zu bewältigen. Doch wenn einer der beiden, aus welchem Grund auch immer, für sich beschlossen hat, diese Beziehung nicht weiterführen zu wollen, dann gibt es sie nicht mehr. Denn zu einer Beziehung gehören stets zwei, die Ja sagen.
Wenn eine Beziehung zu Ende geht, fängt allerdings unweigerlich auch etwas Neues an. Selbst wenn wir erst nur den Verlust sehen. Mit der Trennung betreten wir Neuland, Terra incognita. Das ist unglaublich anstrengend. Aber persönliches Wachstum findet immer ausserhalb der Komfortzone statt. Und hier wird uns das Wachsen geradezu auferlegt. Und das inmitten der Trümmer unseres alten Lebens. Doch: Wenn kein Stein auf dem anderen bleibt, ist auch die beste Gelegenheit, etwas Neues zu bauen. Vielleicht sogar etwas, das besser trägt als das Alte. Genau deshalb kann die Zeit nach der Trennung eine so entscheidende Zeit für unseren weiteren Lebensweg werden.
Dieser Gedanke mag unmittelbar nach einer Trennung abwegig erscheinen. Wir wollen nichts Neues, sondern zurück, was wir verloren haben. Doch nicht selten blicken betroffene Frauen später auf diese Zeit zurück und sagen: Es war unglaublich hart – und unglaublich wichtig. Denn sie erleben die Trennung gleichzeitig als eine Art Zur-Besinnung-Kommen. Sie treten in eine gründliche Auseinandersetzung mit sich selbst: Was sind wirklich ihre Bedürfnisse? Was haben sie in der Beziehung vernachlässigt, was ignoriert, wo sich abhängig gemacht? Jetzt finden sie heraus, wer sie sind, wenn sie nicht mehr Teil dieser Beziehung sind. Und sie sind vielleicht erstaunt, wie anders sie Dinge plötzlich angehen, ob alltägliche Verrichtungen oder grosse Entscheidungen. Oder ihnen wird klar, dass sie doch noch ganz anderes im Leben tun und erreichen wollten. Eine junge Coaching-Klientin sagte wenige Monate nach der Trennung zu mir: „Wenn das nicht so furchtbar wäre, es wäre die beste Zeit meines Lebens.“
Mitunter gilt es dann dieses „Sich-treu-Bleiben“ zu trainieren wie einen Muskel. Zuerst in einfachen Situationen, später in zunehmend wichtigeren Momenten. Das kann heissen, neinsagen zu lernen. Aufhören zu denken, wir müssten immer gefallen und es allen recht machen, um liebenswert zu sein. Oder nicht mehr andere für unser Glück oder Unglück verantwortlich zu machen.
Trennung, ein Abschied in Phasen
So kann der unfreiwillige Aufbruch erschütternd und aufrüttelnd zugleich sein. Und wenn nicht beides gleichzeitig, dann zumindest nacheinander. Denn eine Trennung verläuft in Phasen. Diese Phasen entsprechen den Phasen der Trauer, die die Schweizer Psychologin Verena Kast definiert hat. Denn Trennung und Trauer haben tatsächlich einiges gemeinsam.
Die Phasen können sich zwar vermischen, oder man bewegt sich vor und zurück, jeder Trennungsprozess ist zugleich sehr individuell. Trotzdem ist es hilfreich, sie zu kennen. Weil man dann versteht: Es ist normal, wie es mir jetzt geht. Es macht sogar Sinn, da hindurchzugehen. Und die Gewissheit hat: Ich werde nicht immer in dieser schmerzhaften Phase stehenbleiben.
Dies sind die vier Phasen, die Menschen nach einer Trennung durchleben:
1. Phase „Nicht wahrhaben wollen“
2. Phase „Aufbrechende Gefühle“
3. Phase „Akzeptanz und Neuorientierung“
4. Phase „Neue Lebensgestaltung“
1. Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens
Unmittelbar nach der Trennung bleibt diese schlicht unfassbar. Es muss ein Irrtum sein, der sich jeden Moment aufklärt. Es kann nicht sein, dass es unser gemeinsames „Wir“ nicht mehr geben soll. Wir erkennen den vertrauten Menschen nicht wieder. Er wird sich bestimmt besinnen. Wir stehen unter Schock, leugnen vielleicht gar, was geschieht. Noch weiss die Welt nichts davon. Das macht es gänzlich irreal. Wir sind verstört und fühlen uns gelähmt oder getrieben. Das Aufwachen am Morgen ist schrecklich, diese Sekunden, in denen wir von Neuem erschüttert werden, weil wir im Schlaf vergessen hatten, was geschehen ist.
2. Phase der aufbrechenden Gefühle
In dieser Phase sind wir heftigen Emotionen ausgeliefert, deren Auftreten wir kaum unter Kontrolle haben. Da ist tiefe Trauer, aber da sind auch Angst und Wut, Verzweiflung, vielleicht Hass, Scham und Schuldgefühle, oder auch verzweifelte Sehnsucht nach dem Partner. Wir sind verletzt und wissen kaum wohin mit unseren Gefühlen, können nicht aufhören darüber zu reden. Wir wollen dem Partner alles verständlich machen, möchten dass er seinen Fehler erkennt und bitter bereut. Wir sind überzeugt, wir können uns verändern und es gemeinsam schaffen. Vielleicht ist da auch brennende Eifersucht, wenn eine neue Partnerin im Spiel ist. Der Andere besetzt jetzt all unsere Gedanken.
3. Phase der Akzeptanz und Neuorientierung
In dieser Phase anerkennen wir zunehmend, dass die Beziehung wirklich vorbei ist. Stand in den ersten beiden Phasen der Andere im Zentrum, fragen wir uns jetzt vermehrt, wie es mit uns weitergeht. Da ist vielleicht noch Ratlosigkeit, aber auch eine Öffnung, wir interessieren uns für neue Menschen, neue Themen, probieren Dinge aus. Wir wissen noch nicht, wohin, aber wir gehen auf die Suche. Da sind Rückschläge und Schmerzen, aber die Tiefs sind schneller vorbei. Wir nehmen uns wieder mehr als unabhängiges und handlungsfähiges Individuum wahr. Unsere Sicht wird objektiver und differenzierter. Wir sehen uns nicht mehr als Opfer, eher als Überlebende. Wir lernen loszulassen, auch unsere negativen Gefühle, wir merken, wir müssen verzeihen lernen (wenn auch nicht gutheissen), um selber frei zu werden.
4. Phase der neuen Lebensgestaltung
Wir erkennen nun vielleicht den Wert des Neuanfangs, sehen einen Sinn im Ganzen. Meist wollen wir jetzt nicht mehr in die Beziehung zurück. Denn wir haben uns verändert. Wir verspüren mehr Lebensfreude. Sehen, welch neuen Möglichkeiten das Leben bietet. Dass wir jetzt Dinge realisieren können, die wir nicht erwartet hätten. Vielleicht orientieren wir uns auch beruflich neu. Die Frage, was der andere denkt, wird irrelevant, und zunehmend auch die Schuldfrage. Wir sehen nun auch den eigenen Anteil am Scheitern der Beziehung und wollen künftig gereift und anders in Beziehungen gehen.
Trennung, auch eine Wiedervereinigung
Nach und nach nehmen wir nach einer Trennung also wieder die aktive Rolle der Gestalterin ein. Um die Gestaltung unseres Lebens wieder selbst in die Hand zu nehmen, müssen wir auch bereit sein, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen. Wenn wir diesen Weg bewusst gegangen sind, machen wir womöglich die überraschende und beglückende Erfahrung, dass wir uns – vielleicht sogar zum ersten Mal – auch für uns allein als ganz und vollständig empfinden. Somit ist die Zeit nach der Trennung auch eine Art Wiedervereinigung mit uns selbst. Egal, ob wir uns nun entscheiden, vorerst allein zu leben oder eine neue Beziehung einzugehen. Und wenn, dann soll es eine Beziehung sein, in der wir keine bessere Hälfte suchen, sondern ein anderes eigenständiges Du auf Augenhöhe.
Coaching für deinen Neuanfang
In jeder Phase deiner Trennung kann es sich lohnen, dich begleiten zu lassen. Du wirst die Erfahrung machen, dass du auch die schmerzhafte Zeit der Krise bewältigen kannst. Durch ein Coaching findest du Wege, mit deinen starken Gefühlen besser umzugehen und deine Kräfte neu zu mobilisieren. Und du erkennst, wie du Altes loslassen und mit Freude Neues beginnen kannst. Nicht zuletzt unterstütze ich dich als Coachin dabei, herauszufinden, wie du deine Zukunft gestalten möchtest. Und zwar ganz konkret. Denn Coaching heisst immer auch: Hier und jetzt ins Handeln kommen.
Susanne Strässle von „Dein neues Jetzt“ begleitet dich als Coachin bei der Bewältigung deiner Trennung und bei deinem persönlichen Neuanfang.
Wenn du dich intensiver mit dem Thema Trennung und Neuanfang beschäftigen willst, besuche Susannes Website deinneuesjetzt.ch, folge ihrem Blog und kontaktiere sie für ein unverbindliches und kostenloses Impulsgespräch.
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